Märklin Freund Heino Neumayer hat sich dem Wintersport verschrieben - die weiße Pracht hält deshalb auch auf seiner Anlage Einzug: ein wunderbares Schnee-Eldorado.
Die Gipfel leuchten in ihrem strahlend weißen Kleid über der Baumgrenze in den blassblauen Winterhimmel. Eine prächtige, majestätische Kulisse, die sich hinter dem beschaulichen Ort Berwang entfaltet. Die Dächer des Alpendorfes ächzen schon einige Tage unter der Last der weißen Pracht, der Parkplatz am Bahnhof ist jedoch frei geschippt. So können Fahrgäste trotz der eisigen Witterung zu den hell bepuderten Schienen gelangen, um sich auf die Reise zu machen. An den Bahnsteigen warten neben einer kräftigen BR 194 mit Güterwaggons im Schlepptau ein Schienenbus, dessen rote Lackierung von einer hellgrauen Schicht bedeckt wird: Optische Belege für eine offensichtlich raue Fahrt durch widriges Wetter mit Eis und Schneetreiben auf der Strecke.
Willkommen im Winter-Wunder-Land von Heino Neumayer. Ein kleines, feines Reich, das er mit großem Energieeinsatz schuf. "Aus drei wurden sechs Monate Bauzeit", erklärte der Berliner. Davon waren sechs Wochen "sehr intensive Arbeit von früh bis abends". Doch das hat sich gelohnt.
Nun steht das urbane Berlin ja nicht gerade für Wintersport und Schneepracht. Ein bisschen schade für den passionierten Skifahrer Neumayer. Gerade deshalb holte er sich das alpine Ambiente als Modell nach Hause. "So habe ich das Urlaubsgefühl zu Hause auf der Anlage. Nach Berwang in der Tiroler Zugspitzregion fahren wir jedes Jahr zum Wintersport." Aber auch der Märklin Schienenbus mit seinen Schneespuren spielte eine nicht unbedeutende Rolle. Denn der zählt schon länger zum Fuhrpark von Heino Neumayer und passte dann natürlich perfekt zur Idee einer Winteranlage.
Trotz erschwerter Anreise ist das Hotel restlos ausgebucht. Die Dächer und Balkone sind weiß gepudert und hochmotivierte Wintersportler können den ersten Ausflug kaum erwarten.
Der Märklin Schienenbus im winterlichen Schnee-Kleid passt perfekt zur Winter-Wunder-Landschaft. Der Lokführer muss am Morgen allerdings erst mal für ungefährliche Fahrverhältnisse sorgen.
Schwere Transporte erfordern starke Zugkraft. Die BR 212 ist das unermüdliche Arbeitstier der Anlage und verfrachet schwere Güter mühelos von A nach B.
Urlaubsidylle pur: Nachts, wenn Straßenlaternen und Häuserlichter den Schnee wärmend rötlich färben, finden sich Bewohner und Gäste in der Dorfkirche ein. Die Anlage von Heino Neumayer erzeugt im Dunkeln eine unglaublich dichte Atmosphäre.
Ein wunderbar gemütliches Ambiente tut sich auf, wenn der Schienenbus nach strapaziöser Fahrt in den beschaulichen Bahnhof einfährt. Am liebsten würden man da doch direkt einsteigen, oder?
Am Bahnhofshäuschen bilden sich glitzernde Eiszapfen, an der Ecke trotzt der Fahrplan Wind und Wetter. Der Schnee schmiegt sich elegant an das Geländer des Balkons.
Um die Anlage so authentisch wie möglich zu gestalten, wurde in den Skiurlauben jede noch so kleine Winterszene fotografiert. Auch die Tenderlok BR 64 gibt sich die Ehre und rangiert vor fantastischer Kulisse.
Scheut weder Schnee noch Eis: Die kleine E-Lok BR 169 in schönem Grün passt perfekt zur Winterlandschaft und verrichtet verlässlich ihre Arbeit.
Die Modellbahn macht's vor. Selbst schwere Lasten lassen sich im Winter im schneegesäumten Gebirge sicher und schnell transportieren.
Als Basiskontruktion dient ein Holzgerüst, die Landschaft schmiegt sich auf Maschendraht und Modellbahngips. Das Gebirgsszenario vereint selbstredend Wintersportbetrieb in Form von Sesselliften, Skipisten und einem Schneewanderer - "die älteste Preiserfigur, die schon auf allen meinen Anlagen im Einsatz war". Ein besonderes Highlight ist die Skihütte mit Gartenbetrieb für die winterlichen Sonnenanbeter, Modellbahn-Hauptdarsteller ist eine eingleisige elektrifizierte Nebenstrecke, "die sich an die Route Garmisch-Reutte anlehnt".
Das Thema Schnee kreierte er in 1001 Varianten. Vom Schneematsch am Straßenrand über Sulzschnee auf dem Hang, die Schneedächer der Häuser bis zu Häufchen vor und auf frisch geräumten Straßen sowie auf den Bäumen. "Mit der Schneepaste hab' ich beinahe ganz Berlin leergekauft." Für die nötige Authentizität hat der Hobbyfotograf viele Aufnahmen in seinen Winterurlauben gemacht. Je mehr Schnee es dabei hatte, umso besser. Und so sind selbst die Straßenlampen oder Leitplanken auf seiner Anlage wie in "echt" präpariert.
Die Planung startete bereits rund ein Jahr vor Baubeginn. "In Berlin gibt es sehr viele Modellbahnläden, in denen man auch Secondhand-Sachen kaufen kann." Vor allem im nicht sichtbaren Bereich wurden die Fundstücke eingesetzt. Komplett neu sind alle anderen Materialen, unter anderem die Oberleitung und die Gleise. Neben einigen älteren Märklin Schienen verlegte Neumayer hier alles mit neuen C-Gleisen, vom Speichergleis bis hin zu den zwei Brücken und zum Tunnel.
Viermal von der Polizei festgesetzt: Die Suche nach interessanten Bahnmotiven in der DDR ging nicht ohne Zwischenfälle ab.
Als passionierter Lokfotograf schoss Heino Neumayer ab seinem 14. Lebensjahr viele Fotos von Lokomotiven und Zügen, vorwiegend Dampfrössern. "Mein erstes Foto mit einer Kodak Instamatic entstand während einer Sonderfahrt von Kaiserslautern nach Bundenthal."
Selbst bis in die DDR zog es den Schüler und späteren Studenten mit Touristenvisa. Nicht ohne Zwischenfälle. "Ich bin viermal festgenommen worden, landete aber nach der Feststellung der Personalien glücklicherweise nie im Gefängnis."
So konnte er in den 1970er- und 1980er-Jahren in Thüringen, Sachsen und Berlin auch Schätze wie die DRG-Variante der BR 01 sowie die BR 95 mit Ölfeuerung ablichten. In der Ex-Bundesrepublik standen Vorbilder auf dem Plan, wie eine V 160 als Rangierlok, fotografiert in Mannheim. Oder aber die Tenderlok BR 64 in voller Pracht im Schnee - "beide zählen auch zu meinen Lieblingsloks auf der Anlage!".